Hinweise zur Grabsuche auf dem Alten Israelitischen Friedhof zu Leipzig
Auf dem Alten Israelitischen Friedhof zu Leipzig (AIF) wurden von 1864 bis 1928 und noch einmal von 1938 bis 1945 ca. 5.000 Beerdigungen vollzogen. Erhalten sind rund 4.050 Grabstellen und Wandgräber in fünf Abteilungen, von denen sich jedoch viele nicht zweifelsfrei zuweisen lassen. Zum einen sind viele Inschriften verwittert und somit unlesbar. Zum anderen sind etliche Originalsteine verschollen und durch anonyme Platzhalter – sogenannte „Markierungssteine“ – ersetzt worden. Überdies wurden viele Grabstellen aus Platzgründen doppelt oder gar dreifach belegt (zu erkennen an den Original-Grabnummern mit angehängten Kleinbuchstaben), was die eindeutige Identifizierung fast unmöglich macht.
Die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig führte seit der Eröffnung des Friedhofs 1864 Buch über die stattgefundenen Beisetzungen, wodurch ein Großteil der anonymen Grabstellen zugewiesen werden konnte. Für die Jahre 1938-45 (vgl. Geschichte in der NS-Zeit) existiert ein Sterbebuch, anhand dessen sich die meisten der in den Abteilungen IIIa und Va beerdigten NS-Opfer namentlich erfassen ließen. Dutzende hebräische Inschriften konnten Dank der Hilfe des Gemeinderabbiners Zsólt Balla und des Theologen Dr. Timotheus Arndt übersetzt und somit die beerdigten Personen ermittelt werden.
Zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit wurde die alte Grabnummerierung aufgegeben. Die neue Nummerierung orientiert sich am Jetzt-Zustand des Friedhofs und zählt die Grabstellen pro Reihe und die Position des Grabes in einer Reihe. Beibehalten wurde allerdings die Zählrichtung: In den Abteilungen I-III wird „hebräisch“ von rechts nach links und vom Ende zum Anfang gezählt, in den Abteilungen IV und V hingegen arabisch von links nach rechts und vom Anfang zum Ende. In den topografischen Karten ist die jeweilige Zählrichtung mit Pfeilen markiert. Auch die Reihennummerierung wurde aus den alten Unterlagen übernommen, wodurch es vor Ort allerdings zu Irritationen kommen kann. Beispielsweise gibt es in Abteilung I zwischen den Reihen 11 und 12 eine eingeschobene Reihe 11a. Zur Orientierung empfiehlt sich daher die Zuhilfenahme der jeweiligen Abteilungs-Karte.
Wandgräber (auch Ehrengräber oder Erbbegräbnisse genannt) tragen immer den Namen der Familie, die das Areal einst als Grabanlage erworben hat. Die Grabnummern wurden aus den alten Friedhofsbüchern übernommen. Der jeweilige Standort lässt sich am besten anhand der Übersichtskarten bestimmen. Schwierig ist es, unlesbare Grabsteine innerhalb von Wandgrabstellen zuzuweisen, da die historischen Unterlagen dort oft irritierende Angaben machen. Vielfach wird man sich bei der Suche mit der Wandgrabanlage als solcher zufrieden geben müssen.
Die Grabsuche-Funktion unterscheidet zwischen den Angaben in den Friedhofsbüchern und denen am Grabstein, da beide oft voneinander abweichen. Viele Namen sind in den Büchern gar nicht vermerkt, während von vielen vermerkten Personen vor Ort jede Spur fehlt. Es empfiehlt sich also, bei der Suche in beiden Kategorien zu recherchieren.
Kleinbuchstaben hinter einer Grabnummer bezeichnen mehrere beigesetzte Personen in einem Doppel- oder Familiengrab, wobei die Namen weiterer beerdigter Personen in den „Anmerkungen“ aufgezählt werden.
Fotos mit roter Markierung bezeichnen ein an dieser Stelle vermutetes aber nicht mehr sichtbares Grab. Da kein Stein vorhanden ist, besitzen solche Grabstellen keine eigene Nummer. Zu ihrer Kennzeichnung wurde die Nummer des vorangegangenen Grabes benutzt und mit einem Kleinbuchstaben versehen.
Zuweisung nach Übersetzung von Rabbiner Zsolt Balla, IRG Leipzig
Ja
Ja
Stein mit Texttafel
Standort des Grabmals
V
rechts
14
–
20
19
–
–
–
–
Vorn
hebräisch
Stein umgestürzt, Grabplatte lose darauf liegend
(Hier liegt) der bedeutende junge Mann, der in seinen zarten Jahren aufhörte, im 19. Jahr seines Lebens. Darüber weinten seine Eltern. Er ging den geraden Weg und trug immer von seinem Herzen bei. Jaakow Schemuel, Sohn von R' Dawid Prinz. Er verstarb am 7. Kisslew, 5679. Möge seine Seele im Band des Lebens gebunden sein.